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Notfall: Wenn medizinische Hilfe schnell gehen muss

  1. So erkennen Sie einen medizinischen Notfall
  2. Hierbei handelt es sich NICHT um einen Notfall
  3. Das Problem mit “Notfällen”: Oft liegen Tierhalter*innen daneben
  4. So gehen Sie bei einem Notfall vor


Manchmal müssen wir Menschen besonders schnell handeln, wenn Tiere unsere Hilfe benötigen. Wann wirklich ein Notfall vorliegt und wie Sie dann reagieren sollten, erklären wir hier.

So erkennen Sie einen medizinischen Notfall

Nicht immer sind plötzlich auftretende Symptome ein Fall für den Tierarzt. Wann Sie uns in jedem Fall so schnell wie möglich konsultieren sollten, haben wir hier zusammengefasst.
Bei Kaninchen, Meerschweinchen, Hamstern, Mäusen und Degus:

  • Tier frisst nicht, auch keine Leckerlis
  • Erhöhte Atemfrequenz
  • Apathie (wiederholtes Hinlegen und Aufstehen, weit geöffnete Augen)
  • Starker Blutverlust
  • Größere Bissverletzungen durch Rangordnungskämpfe (müssen nicht immer blutig sein)
  • Intoxikation (Aufnahme giftiger Substanzen, z.B. giftige Pflanzen, Fremdkörper)

Bei anderen Kleintieren:

  • Intoxikation (Aufnahme giftiger Substanzen)
  • Verletzungen mit starkem Blutverlust
  • Plötzliches starkes Erbrechen
  • Mehr als 24 Stunden keine Futter- oder Flüssigkeitsaufnahme

Da besonders bei Kleinsäugern jede Minute lebensentscheidend sein kann, sollten Sie nicht lange warten und sofort Kontakt mit uns aufnehmen. Im Zweifelsfall können wir die Lage einschätzen und Sie beruhigen. Andernfalls leiten wir Sie für die nächsten Schritte an.

Hierbei handelt es sich nicht um einen Notfall

Ihr Tier zeigt plötzlich auftretende Symptome? Nicht alle davon müssen sofort behandelt werden. Bei diesen Beispielen müssen Sie nicht sofort einen Tierarzt aufsuchen, sollten aber in absehbarer Zeit eine ärztliche Einschätzung einholen:

  • Matschkot, sofern Futteraufnahme normal ist
  • Gerötetes oder tränendes Auge
  • Abgebrochene Kralle mit leichter Blutung
  • Durchfall, sofern Futteraufnahme normal ist
  • Erbrechen, sofern Allgemeinzustand und Futteraufnahme nicht wesentlich eingeschränkt sind
  • Stumpfe Verletzungen, z.B. Prellung oder Verstauchung

Diese Symptome sollten trotzdem zeitnah ärztlich abgeklärt werden, zum Beispiel zunächst per Telemedizin. Einen sofortigen Besuch beim Tierarzt, der ggf. Kapazitäten für wirkliche Notfälle bindet, sollten Sie allerdings vermeiden.

Das Problem mit „Notfällen“: Oft liegen Tierhalter*innen daneben

Es ist wichtig zu wissen, dass manche Tierarten wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster aufgrund ihrer Physiologie schneller zu Notfällen werden als Katzen oder Hunde. Dies ist Teil der natürlichen Selektion: Ihre Arten sind auf schnelle Reproduktion, jedoch auch auf höhere Sterblichkeit ausgelegt. Halter*innen unterschätzen hier oft die Lage und warten zu lange ab, bis eine Behandlung nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich ist.
Hingegen sind Katzen- und Hundehalter oft übervorsichtig bei der Bewertung der gesundheitlichen Lage ihrer Tiere. So berichten viele Klinik-Kolleg*innen, dass Tierhalter mit hoher Dringlichkeit den Notdienst aufsuchen, obwohl die Lage objektiv nicht lebensbedrohlich ist. Häufig wird auch so lange nicht gehandelt, bis Erkrankungen wirklich zu Notfällen führen. Ein rechtzeitiges Abklären und Behandeln im Regelbetrieb kann oft Schlimmeres verhindern.

So gehen Sie bei einem Notfall vor

Bitte denken Sie unbedingt an eine telefonische Vorankündigung bei uns. Es kann beispielsweise sein, dass wir in Operationen sind und nicht sofort für Sie da sein können. Dann wäre der Weg zu uns verschwendete Zeit, die Sie eventuell besser nutzen könnten, um in eine andere Praxis oder Klinik zu fahren. Außerdem ermöglicht uns eine Ankündigung, uns so vorzubereiten, dass wir sofort die nötigen Behandlungsmaßnahmen einleiten können.
Immer wieder stellen wir auch fest, dass wir Sorgen entkräften können, sodass Halter*innen beruhigt einen regulären Termin vereinbaren können.
Beachten Sie auch folgende Tipps für den Notfall:

  • Behalten Sie, so schwierig es auch klingen mag, einen kühlen Kopf. Ihr Stress überträgt sich auf Ihr Tier, das dadurch zusätzlich leidet.
  • Holen Sie sich Hilfe aus der Familie, Nachbarschaft oder dem Freundeskreis, sodass Sie alles andere für einen Moment stehen und liegen lassen können.
  • Suchen Sie mehrere potenzielle Notdienste bzw. Kliniken/Tierärzte heraus, die Sie kontaktieren können. Als kleine Praxis ohne 24h Notdienst sind wir nicht immer in der Lage, Notfallpatienten aufzunehmen, insbesondere außerhalb unserer Öffnungszeiten. Deshalb kann es sinnvoll sein, die Anfrage zu streuen.
  • Geben Sie trotz akuter Lage gut auf sich Acht und fahren Sie vorsichtig. In Ausnahmesituationen kann die Aufmerksamkeit eingeschränkt sein und wir möchten, dass Sie und damit auch Ihr Tier sicher bei uns ankommen.